Kurzbiografie
Willy Schuppisser besuchte gemeinsam mit Ernst
Wehrli die Rekrutenschule
Seine Eltern betrieben im Zürcher Seefeldquartier ein
Grabsteingeschäft. Dieses wurde später von Willy und
seinem älteren Bruder Albert weiter geführt
Als gelernter Kaufmann betätigte sich Willy
daneben auch mit Malen, Zeichnen und Bildhauerei.
Intelligent, gebildet, gross, stattlich, reich, war er
eine imposante, interessante Erscheinung.
Willy und Ernst verbanden viele
Gemeinsamkeiten. Beide Freunde teilten einige Jahre lang
ein gemeinsames Atelier. Auch Trennendes trat später
zutage und liess die Freundschaft zeitweise lockerer
werden. Ganz brach sie aber nie ab.
Willy war, trotz gutem Fundament, zum Teil ein
bisschen Salon- und Partylöwe, verkehrte auch gerne und
viel in entsprechenden Kreisen. Die dort oft üblichen
Unechtheiten waren Ernst völlig fremd. Teilweise übersah
er sie und teilweise begannen ihn diese Interessen
Willys mit der Zeit zu langweilen.
Gemeinsam mit Wehrli war Schuppisser dem
Gedankengut Rudolf Maria Holzapfels nahe. Er betreute im
ersten Jahrzehnt das Sekretariat der IPV (Internationale
panidealistische Vereinigung).
Im Freundeskreis um Willy Schuppisser traf
Ernst Wehrli den Arzt Achilles Pupato, den Maler Cuno
Amiet (1868-1961), die Tänzerin Trudy Schoop
(1903-1999).
Interessante, weltanschauliche Gedankengänge
und Diskussionen und natürlich das tiefe Interesse an
der bildenden Kunst verbanden die Freunde. Amiet,
Schuppisser und Wehrli konnten oft bis spätabends ihre
Gespräche nicht beenden. Jeder von ihnen wohnte an einem
anderen Ende der Stadt und, um die Gedankengänge noch zu
Ende zu bringen, begleiteten sie einander heim, was
mehrere Male, reihum von einem Domizil zum anderen,
nicht selten die ganze Nacht dauerte.
Willy Schuppisser war in erster Ehe verheiratet
mit Sonja, einer schönen, aber etwas farblosen Dame von
gewisser geistiger Trägheit. Die Ehe hielt denn auch
nicht sehr lange und wurde geschieden.
Schuppissers zweite Gattin, Gaby Jouval hatte
ein anderes Format. Sie stammte aus Paris, war
Couturière und führte zusammen mit Willy unter dem Namen
"Gaby Jouval" jahrelang ein bekanntes
Haute-Couture-Atelier in Zürich.
Willy kümmerte sich ums Geschäftliche und
bemühte sich die, manchmal schwierigen Kundinnen bei
Laune zu halten, während Gaby wunderbare Kleider entwarf
und nähen liess.
Beide lebten ein intensives, sehr
arbeitsreiches Jet-Set-Leben mit Rauchen, Alkohol, Feste
feiern, Reiten, zu wenig Schlaf, viel Reisen und was so
dazu gehört.
Gut fünfzigjährig erlitt denn Gaby eine
Gehirnblutung und sank ins Koma, aus dem sie auch der
eilends herbeigerufene Professor Sauerbruch nicht mehr
zurück holen konnte.
Zwei Jahre lang lag Gaby im Spital. Unablässig
spielten ihre vordem so schöpferischen Hände mit kleinen
Stoffplätzchen, doch ansprechbar war sie nicht mehr.
Willy führte das Haute Couture-Atelier noch
einige Jahre weiter, musste es aber in den fünfziger
Jahren verkaufen.
Er verfasste danach zusammen mit René König
(1906-1992) ein interessantes Buch mit dem Titel „Die
Mode in der menschlichen Gesellschaft“.
Willy Schuppisser verbrachte seine letzten
Lebensjahre in einer schönen kleinen Alterswohnung in
Zumikon.
Regelmässig reiste er nach Spanien, wo sein
Patenkind Chantal, die Tochter von Prof. Dr. Hans
Zbinden, einen Gastbetrieb führte.
Mit Interesse besuchte er im Februar/März 1975
die Gedächtnisausstellung von Ernst Wehrli in der
Galerie Trudelhaus in Baden. Auch mit der Familie Ernst
Wehrlis brach der Kontakt nicht ab.